Bei mir ums Eck (2)…

Für mich setzt sich Beijing aus einer zahllosen Ansammlungen von kleinen Subkulturen zusammen, der SOHO-Komplex südlich vom China World Hotel (oder auch Guo Mao) genannt, das mit einer unglaublich eintönigen Fassade aus weißen Fensterrahmen wie aus Lego gebaut aussieht und eine kleine japanische Bar beheimatet, in der fantastische Cocktails serviert werden (Lychee-Grapefruit mit einem Schuss Vodka), Sanlitun mit seinen vielen kleinen Bars mit durchgesessenen Sofas und Sesseln, in denen man einen späten Nachmittag oder frühen Abend wunderbar bei Wasserpfeife und einem kalten Bier verstreichen lassen kann, die vielen Hotels (allen voran das Kempinski) und Meetingräume, in denen wir Veranstaltungen für Delegationen aus Deutschland organisieren und das Gehupe und irrsinnige Gefahre der Beijinger Taxifahrer – alles im harten Kontrast zueinander und doch Teil eines großen Ganzen, Beijing.

Ebenso sehr liebe ich die Nachbarschaft, in der ich seit kurzem lebe, und immer wieder neue Details dieser Stadt entdecke oder wieder entdecke, da ich dachte, dass die schnelle wirtschaftliche Entwicklung sie mittlerweile vollständig ausradiert oder an die Randbezirke der Stadt versetzt hätte. Vor ein paar Tagen fuhr ich am Morgen auf dem Weg in die Kammer an einem Pferdewagen vorbei, auf dem ein Bauer Obst aus der Vorstadt transportiert hatte und nun zum Verkauf anbot. Davor eine alte Mähre, deren goldenen Zeiten schon einige Jahre zurückliegen. Gleich daneben hatten drei Straßenfriseure unter knallroten Sonnenschirmen ihre Stände aufgebaut und boten den Passanten ihre Dienste an. Dort wurde langes Haar frisiert, Stoppeln rasiert und verspannte Nacken massiert. Vor zehn Jahren traf man noch häufiger auf diese Dienstleister, heute ist die Zahl der Friseurläden gestiegen, in denen junge Männer mit hochgestylten Fantasiefrisuren Haare glätten oder Dauerwellen an Damen ausprobieren. (Anbei wie immer ein paar Bilder von meiner „Hood“).

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