Mit Bayern auf Tour

Auch wenn ich in der Abteilung Markteintritt arbeite, ist eine meiner Hauptaufgaben die Organisation und Durchführung von Delegationsreisen. Letzte Woche begleitete ich die Wirtschaftsdelegation der Staatssekretärin Hessel aus Bayern durch Nordchina und hatte so Gelegenheit, mir Städte wie Shenyang und Dalian einmal etwas genauer anzusehen.

Nach langen Diskussionen über die Anzahl der mitreisenden Mitarbeiter der AHK, gab die Chefin am Freitag vor Reisebeginn endlich die Freigabe für meine gewünschten fünf Kollegen. Auch wenn die Delegation noch von Mitarbeitern der Gesellschaft Bayern International, dem Ministerium sowie der bayerischen Repräsentanz in Shandong betreut wurden, hatte ich auf die recht hohe Zahl von AHKlern gepocht, um sowohl während des Tagesprogramms Präsenz zeigen zu können als auch die drei Abendempfänge in Tianjin, Shenyang und Dalian vorbereiten und durchführen zu können. Das alles hatte viele Zusammenstellung von Daten zur Info für die Chefin und etwas Überredungskunst bedurft, wobei ich mich nun wundere, daß sie bei einer einfacheren Reise im September sich nun beschwert, ich würde zu wenig Leute einsetzen.

Während man bei Fahrten durch Tianjin und Dalian, das an der Küste liegt, an Gebäuden mit einem gewissen Wiedererkennungswert vorbeikommt – oft sind dies noch stehende Kolonialbauten der Europäer in Tianjin oder von Russen und Japanern in Dalian – zeichnet sich Shenyang durch seine unvorstellbare große Eintönigkeit und Charakterlosigkeit aus. Ein Unternehmer, der schon seit einigen Jahr dort lebt, sagte mir, Shenyang habe mit den Olympischen Spielen einen grossen wirtschaftlchen Schub bekommen, so daß dort nun an jeder Ecke gebaut werde. Das Stadtbild ist geprägt von zahlreichenWohnsilos, die entweder noch im Bau oder gerade fertig geworden zu sein scheinen. Auch in verschiedenen Farben bemalt, sehen diese Wohnparks doch alle gleich aus und verwirren mit ihrer Ähnlichkeit den Reisenden bei der Fahrt durch die Stadt. Zwischen den Hochhäusern stehen kleinere Gebäude, mal graue Wohnblöcke aus den 60er, 70er oder 80er Jahren, Straßenschluchten mit kleinen Restaurants, verschiedenen Läden, die die Größe einer Garage nur selten übersteigen. Shenyang warf in mir die Frage auf, ob sich die Einwohner dort zuhause fühlen und wie sie zu Hause genau definieren. Denn neben Sprache / Dialekt und Essen freut sich der Hamburger über das Rathaus und die Binnenalster, der Kieler über die Förde und der Bremer über den Domsplatz und den Michel. Ob sich Shenyanger mit der Stadt als solches identifizieren können?

Anbei ein paar Bilder von der Reise – mehr offizieller Natur, aber sicher ganz spaßig:

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Eine Antwort zu Mit Bayern auf Tour

  1. Gast sagt:

    Tach Sohn,
    im dunklen Anzug siehst Du ja richtig seriös aus. 😉
    Deine Dich liebende Mutter wird sich über die Fotos freuen.
    Zum Thema Platte: Geh mal nach Hamburg Mümmelmannsberg oder nach Pankow oder anderswo in Deutschland – da kannst Du dasselbe sehen wie in Shenyang.

    LG Dein alter Alter

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