Nach zweieinhalb Tagen in Siem Reap habe ich den Eindruck gewonnen, dass die beiden Spannungspole der Stadt die Tempel von Angkor und die lokale Barstraße mit nahe gelegenem Nachtmarkt sind. Dazwischen findet man eine Reihe typischer „moderner“ kambodschanischer Gebäude, die man an vielen Orten sehen kann und die sich dadurch auszeichnen, dass sie meist nur 4 Meter breit, aber mindestens 20 Meter lang sind. Meistens wird wie in so vielen asiatischen Städten die Straßenfront als Kiosk, Gemischwarenladen, Supermarkt, Restaurant, Hoteleingang oder zu anderen Zwecken genutzt.
Mit Rolf, dem Besitzer des Berlin-Angkor Guesthouse, sass ich einige Zeit zusammen und liess mir von Land, Leuten und der „kambodschanischen Seele“ erzählen. Am interessantesten war die Geschichte eines seiner Freunde, der ein eigenes Ressort gegründet hatte und somit zu Wohlstand gekommen war und sich laut Aussage von Rolf auch dank Lektüre und Eigenstudium eine umfassende Bildung sein eigen nennen konnte. Zur Universität sei er aber nie gegangen, da die Vietnamesen, nachdem sie 1979 in Kambodscha einmarschiert und dem Greueltaten der Roten Khmer ein Ende bereitet hatten, per Gesetzt festlegten, daß Kambodschaner für eine Weile zur Armee müßten, wenn sie eine Zulassung zur Universität haben wollten. Dies sei für ihn auf keinen Fall in Frage gekommen, weil es bedeutet hätte, daß er bei Einsetzen gegen die Roten Khmer dabei gewesen wäre. Und Kamboschaner schießen nicht auf Kambodschaner.
Zudem sind viele Kambodschaner der Auffassung, dass Pol Pot einer der intelligentesten Kambodschaner gewesen sei, die das Land jemals hervorgebracht habe. Denn er ist aus dem Land rausgekommen und hat an einer Universität in Paris studiert. Dass er aber nur an drei Prüfungen teilgenommen und diese alle in den Sand gesetzt hat, so Rolf, sei den wenigsten bekannt.
Donnerstag morgen stieg ich in den Bus Richtung Phnom Penh, rund sechs Stunden Fahrt für acht USD. Die Strecke war wunderschön führte die ganze Zeit auf einer recht gut ausgebauten Straße übers Land und durch Dörfer. Weite, gelbe und je weiter wir nach Süden kamen saftug grüne Felder wechselten sich mit Häuser und Basthütten ab, die meist nach traditioneller Weise auf Pfählen gebaut waren, um die Einwohner vor Schlangen und Tigern zu schützen (zumindest die Tiger sind, wenn auch nur teilweise vorhanden, heute kein Thema mehr). Glücklicherweise wurde der chinesische Kungfu-Film, der lautstark aus den Lautsprechern plärrte, bald abgestellt, so dass ich mir die Landschaft in Ruhe ansehen konnte.










